Prof. Dr. Minuro Oda

Präsident der Tokyo University of Information Sciences


Some Japan's Approaches to the Basis of Science via Astrophysics

Prof. Oda berichtet einführend über die Struktur von weltraumbezogener (Grundlagen-)Forschung in Japan. Im folgenden gibt er einen kurzen historischen Abriß der japanischen bzw. westlichen Kultur, um die Entwicklung der Grundlagenforschung in Japan besser verständlich zu machen. Nach der Öffnung Japans für westliche Einflüsse war man bis zu den ersten Jahrzehnten der 20. Jahrhunderts vor allem darauf aus, geeignete westliche Entwicklungen zu kopieren. Der wichtigste Kontakt bis dahin war Deutschland. Das erste staatliche Institut für Grundlagenforschung RIKEN wurde 1917 mit dem ausdrücklichen Ziel gegründet, unabhängig von einer industrieorientierten FuE zu arbeiten. Dieser Geist hat sich bis heute erhalten.

Wissenschaftler in Japan haben jedoch mit zwei Komplexen zu kämpfen:

  • Wie auch in Europa wird die theoretische Begründung oft höher geachtet als Ergebnisse, die durch Praxis und Experiment erreicht werden.
  • Allgemein wird kritisiert, daß Japan vor allem kopiert und daß es insgesamt zwar viele gute Ergebnisse, jedoch keine wirklich herausragende Forschung gebe.

Wenn man sich fragt, ob diese Kritik richtig ist, kann es hilfreich sein, sich mit der unterschiedlichen Wahrnehmung von Natur und Wissenschaft in der westlichen und der östlichen oder genauer der japanischen Kultur auseinanderzusetzen. Während die westliche Kultur davon ausgeht, daß Natur von bestimmten "Gesetzen" oder "göttlichem Willen" geschaffen und gesteuert wird, begreift man in Japan Natur als etwas aus sich selbst Existierendes, daß sich in einer Vielzahl von Phänomen wie Pflanzen, Tiere, Wasser etc. ausdrückt. Die Menschheit wird als Teil dieses Geschehens begriffen, und aus östlicher Sicht erscheinen etwa die Schönheit der Unterbrechung von Symmetrien, von Unordnung und Nichtlinearität in Systemen als besondere Aspekte.

Anschließend wendet sich Prof. Oda dem speziellen Bereich der Astrophysik zu und erläutert dort einführend die Entwicklung anhand typischer Problemstellungen und Ereignisse (evolutive Entwicklung des Verständnisses), vor allem aus den Bereichen Röntgenastronomie, Solarphysik, Neutrinoastronomie, VRBI. Die Zahl der Publikationen steigt auch in diesen Bereichen rapide an, und Prof. Oda beleuchtet einige Highlights der japanischen Grundlagenforschung aus den Bereichen der Solarphysik und des Kamiokande Detektors für spontanen Protonenzerfall, der auch zur Sichtbarmachung von Neutrinos aus Supernova-Ereignissen genutzt werden konnte.